Samstag, 23. Juli 2011

Endlich Pommes!


Spa, Belgien FHR-Cuprennen / Zweiter Platz vor Bellersheim / Die Eau Rouge geht “voll”


Auf geht’s, zum Zweiten Mal ins Land der Pommes. Ziel ist Spa Francorchamps in Belgien. Dort findet das dritte Rennen zum FHR Langstrecken Cup statt. Donnerstagmittag fahre ich los - wie immer über Köln um „Anne“ den Wagen und Ersatzteile abzuholen. Hans wartete auch schon über eine Stunde an der Halle auf mich, als ich mich endlich durch die vielen verkehrsberuhigten Zonen, die man im Amtsdeutsche "Autobahnen" nennt, gekämpft habe. Egal! Noch schnell "Anne" getankt und los geht’s.

Nach zwei Stunden Fahrt kommen wir in Spa an.
Von der Autobahn konnte man schon einen Teil der Rennstrecke in dem bergigen Land erkennen.[Nicht zu verwechseln mit dem bergischen Land zwischen Remscheid und Wuppertal, wo das Zone-30-Schild erfunden wurde.] Für die Landschaft gibt es schon mal ne Eins Plus mit Sternchen. Der landschaftlichen Schönheit zum trotz warten im Fahrerlager Probleme auf uns.  Kein Platz mehr, und das am Donnerstag!  Nach langen Suchen und Diskutieren, haben wir einfach vor einer Imbissbude, die eh nicht aufgemacht wurde, Tische und Bänke an die Seite geräumt und uns breit gemacht. Dank dem Autohaus Müller aus Bergisch Gladbach, die uns einen Transporter bereitgestellt haben, hatten wir auch keine Platzprobleme, weder beim Transport noch bei den Übernachtungen. Hab ich schon erwähnt, dass wir direkten Blick auf die "Eau Rouge" hatten?! Das entschädigt doch ziemlich für den steigenden Blutdruck, wenn  man um einen Lagerplatz kämpft. Als wir  dann endlich alles aufgebaut hatten, war es schon fast 22 Uhr und es gab hier nix mehr zu kauen. In Belgien gehen die Uhren wohl anders. Während ich hier bis 22 Uhr in den WEZ fahren kann, um die müden und entnervten Gesichter der Mitarbeiter zu sehen,  legen die Belgier einen weitaus entspannteren Lebensstil an den Tag. Jedenfalls was den Ladenschluss angeht.


Bevor wir nun verhungern oder so abmagern, das wir zusätzliches Gewicht in den Rennwagen packen müssten, um nicht abzuheben, hat sich der Markus von der FHR bereit erklärt, uns noch kurz nach Spa zu fahren, um noch schnell ne Pizza zu holen. Hat auch gerade so geklappt bevor die Schranken zum Fahrerlager geschlossen wurden. Lecker wars im Übrigen auch! Danke nochmal Markus!

Freitags Freude!
Am Freitagmorgen sind wir dann gleich zur technischen Abnahme und haben uns für das Freie Training angemeldet. Hans schlägt vor ein paar Proberunden zu drehen, da er zum letzten Mal in den 70ern in Spa gefahren ist. Das passt mir ganz gut in den Kram - ich bin noch nie da gefahren. Hans dreht als erstes zwei Runden und dann bin ich dran. Auch ich schaffe nur zwei Runden, dann ist das Training schon vorbei. Okay, 60 Öcken für 4 Runden ist auch kein Schnäppchen - Der Belgier an sich muss also ein Dagobert sein. Naja egal, wir nehmen es so hin. Wenn man einmal mit dem Geld ausgeben angefangen hat, kann man nur schwer wieder damit aufhören. Auch wenn man es einem Erpel ohne Hose aber mit Zylinder in den Schnabel schmeißt. Jetzt ist es soweit. Wir wollen Pommes! Die Pommes, die ich in Zolder vergaß zu essen, die Pommes aus dem Heimatland der Pommes eben. Die besten der Welt! Wofür ist Belgien denn sonst noch bekannt. - Irgendwer hat gerade Jean-Claude Van Damme gerufen! Ich bitte euch! Der Kerl ist doch fad. Das hoffe ich von den Pommes nicht. Ich bestelle endlich und die Pommesfachkraft hinterm Tresen fragt: "Welche Sauce?" Außer Majo gibt es noch vier (4) andere."Hm, „…egal, such du aus!“, sag ich zu ihr und werde um fünf Euronen ärmer. Hätte ich mir auch vorher denken können aber da bin ich den Verschwendibus schon gefahren. Nichtsdestotrotz, die Pommes sind schon lecker aber die Sauce, was immer es auch war, sehr fettig.  


Dann hält die Pommes wenigstens bis zum Abend vor. Perfekt - solange ich nicht krank davon werde. Ich bewaffne mich mit Kamera und Regenjacke um die Strecke zu erkunden. Fast 3 1/2 Stunden brauche ich dafür. Ganz schön weit zu Fuß aber es hat sich gelohnt. Jetzt kenne ich den Streckenverlauf wenigsten, denn im Freien Training wusste ich nicht was kommt: Rechts oder Links, Eng oder Nicht, Bergan oder ab .So ist es mit den Weibern ja auch aber da kannste dir den Streckenverlauf nicht so einfach einprägen, ganz egal wie oft du da zu Fuß drumzuläufst.

Während Hans und ich auf Wolfgang und das Grillfleisch warten, bin ich noch durchs Fahrerlager gegangen und bei Mustangfahrer Bernd am WoMo hängen geblieben. Sein Sohn Korben (fast 5) stand davor mit dicker Lippe, schrammen im Gesicht und Tränen in den Augen. Was war passiert? Korben hatte versucht mit seinem Bobby Car die Eau Rouge runter zu fahren und sich dabei mächtig überschlagen und mit dem Gesicht gebremst. Aua aua! Was Korben aber nicht davon abhielt am nächsten Tag wieder aufs Bobby Car zu steigen (siehe Fotos). Für mich persönlich der Held des Wochenendes! Wer kann schon von sich behaupten  im Alter von fast 5 Jahren in der Eau Rouge seinen ersten Unfall mit dem Wagen gehabt zu haben. Besser kann doch eine Rennfahrerkarriere nicht beginnen.

Als Wolfgang dann mit dem Essen kam, gab es endlich was auf die Gabel. Beim Fleisch hat er wirklich nicht gegeizt. Es gab Steaks, die bis zu 878 Gramm schwer waren. Wahnsinn: Steak auf den Grill. Grill voll! Und solche großen Stücke haben Hans und Wolfgang tatsächlich alleine gegessen. Ich hielt mich da eher an kleinere Stücke und Wurst. Schließlich kleidete ja noch die Pommes-Sauce meine Magenwand aus.
Danach bin ich dann noch bei Berthold und seinen Kumpels eingekehrt. Dort habe ich dann einen echten internationalen Star getroffen:


Rod Stewart!
Ich musste wirklich dreimal hingucken bevor ich merkte, dass das Michael Bockmühl war, der einen grünen 2002 um die Strecke scheucht. Überzeugt euch auf den Bilden: Die Ähnlichkeit ist wirklich unverkennbar. Ich bin dort aber nicht lange geblieben, da ich Bex noch ins Fahrerlager lotsen musst. Der hatte nämlich so jeden Stau in Deutschland mitgenommen.

 [Arne übernimmt die Tastatur]
Was ja nicht weiter verwunderlich ist. Mit dem asthmatisch wurstärmlichen 190er, kann man ja auch nicht entkommen. Irgendwann klingelt nochmal während der Fahrt der Vorwerk-Vertreter. Selbst der gute alte "Kobold" hat mehr Leistung als die grützige Wanderdüne. Gut, dass Benz-Fahrer so eine ruhige Heilige-Drei-Königs-Mentalität haben: "Wir folgen dem Stern -- ohne Ambitionen ihn jemals einzuholen. Ich gebe zu, dass das schon schwer ist, wenn er vorne auf der Haube festgeschraubt ist aber der sportlich angehauchte Fahrer würde es zumindest versuchen. Die fahren aber auch in aller Regel keinen Benz. Wer an dieser Stelle nun an einen erzhässlichen aufgepumpten Evo denkt, der darf sich gerne Mal mit mir unterhalten. Ich erzähle demjenigen dann gerne mal ein paar liebreizende Takte zum Thema "Schöne Schnelle Autos und wie wenig das mit Benz oder VW zu tun hat". Meine Güte, ich stelle ja jetzt erst fest, wie sehr ich Mercedes-Benz hasse. Und ich dachte vorher, dass mich ein so starker Brechreiz nur bei VW überkommt. Man lernt ja immer noch gerne Sachen über sich selbst.

[Christian ist wieder dran]
 Als Bex dann endlich da war,  gab es  noch ein paar Bier und das wars dann schon wieder mit dem Freitag.


Samstags
Seefahrt!
Am nächsten Morgen habe ich dann von Bocki und seinem Kumpel Schröder erfahren, dass die Beiden in der Nacht noch versucht haben die Eau Rouge mit ner Honda Monkey zu erklimmen. Fast oben angekommen hat die Monkey die Beiden dann beim runterschalten in der ersten Gang abgeworfen. Geht also doch nicht „voll“! Oder vielleicht doch, denn zu noch späterer Stunde haben Bocki und Schröder die Eau Rouge noch mal zu Fuß in Angriff genommen. Wer zuerst oben ist. Bocki hat gewonnen, musste oben aber auch erst mal ein wenig pausieren…!

Während denen noch die letzte Nacht in den Knochen steckte, haben wir uns auf das erste Training vorbereitet. Dieses Mal haben wir den Reifendruck auch angepasst. Im freien Training hatten wir nämlich noch satte 2,5 Bar auf den Pneus. … Alzheimer und so…! Hans ist dann die ersten Runden gefahren während Wolfgang den Rest fuhr. Ich zog es vor das zweite Training zu fahren um nicht, durch viele Fahrerwechsel noch mehr Zeit zu verlieren. Unsere Rundenzeit lag knapp hinter Team Bellersheim.

Da es tagsüber etwas geregnet hat, bin ich dann, zum ersten Mal mit Regenreifen ins 2. Training gestartet. Da im Nassen eh keine guten Zeiten zu erwarten waren, bin ich dann bloß ein paar Runden zum Reifen, Strecke und Nassfahrverhalten kennen lernen gefahren. Echt unglaublich wie viel Grip Regenreifen aufbauen können. Hatte ich vorher nicht gedacht, da das Profil schon so aussah, als wäre es aus den 60ern.  Zufrieden und mit zentner schweren Steaks vom Grill und etwas Bier geht es in die Nacht. Bex und ich kehren im Düstern auch noch mal bei Bocki und seinen Kumpel Ulli ein und hören uns Motorsportgeschichten von einem „alten Hasen“  an.  Echt coole Stories bei. Aber um halb zwei geht’s dann ins Bett. Bocki hat ja um 11:30 Uhr schon ins Rennen.


Sonntags Sause!
Um kurz vor neun ist die Nacht dann auch schon zu Ende, da die ersten Fahrer ihre Boliden haben warm laufen lassen. Wir gehen Frühstücken. Mit Blick auf die Eau Rouge selbstverständlich, um uns gestärkt auf das Rennen vorzubereiten. Wir „ versuchen“ den Spritverbrauch und damit die benötigte Menge Nektar fürs Rennen zu errechnen. Aber irgendwie scheint der Wurm drin zu sein. Ein kleiner Rechenfehler bringt uns durcheinander und somit werden wir beim Fahrerwechsel zu viel nachtanken. Aber lieber zu viel wie zu wenig. Das haben schon die alten Chinesen gewusst, die uns jetzt zahlenmäßig weit überlegen sind. Gottlob haben sie vom Handwerk keine Ahnung, sonst müssten wir uns echt warm anziehen.

Auf geht’s zum Vorstart. Wir stehen direkt hinter Hauptkonkurrent Bellersheim. Wir entscheiden, dass Wolfgang den Start fahren wird. Ein Blick auf den Drehzahlmesser verrät, dass Teamchef Hans uns 8000 U/min erlaubt. Also „vulle Kartuffel“ . Welch Freude, denn in Verbindung mit der neuen 4,11er Hinterachse und der neuen Sperre, wird es viel Spaß machen. Obwohl es mittlerweile abgetrocknet ist, wird das Rennen als "Wet Race" aus der Boxengasse gestartet.

Das Rennen beginnt und „Wolli“ liegt ca. zwei Runden hinter Bellersheim, überholt sie und noch drei andere Fahrzeuge aber mit einem spektakulärem Überholmanöver. Dank Onboard- Kamera könnt ihr es in der Video-Galerie miterleben. Team Bellersheim gibt daraufhin mehr Gas, hängt sich an Wolli, um ihn dann zu überholen und ein paar Sekunden Vorsprung heraus zu fahren. Nach ca. einer Stunde kommt Bellerheim abrt rein, stoppt kurz an der Box und fährt ohne Tanken oder Fahrerwechsel weiter. Hinterher erfuhren wir, dass sie eine Zeitstrafe wegen mehrmaligem Fahren mit allen vier Rädern auf den Curbs absitzen mussten.


Nach dem Reglement haben sie durch diese Manöver die Strecke verlassen und das ist nun mal verboten. Von da an waren wir wieder vorne. Also, alles richtig gemacht Wolfgang! Nach anderthalb Stunden bekam Wolfgang dann das Zeichen zum wechseln. Fuhr dann den zweiten Turn, wobei sich unsere Platzierung nicht änderte. Ich durfte dann den Rest des Rennens ans Steuer.

Nachdem  Bex, Andre S., Hans und Wolli getankt und alles geprüft hatten, konnte ich endlich los. Yeeehaw!!! Ich fahre los, alles  super,  Wagen läuft wie sau und Grip ist auch reichlich vorhanden. Ich versuche es nicht zu übertreiben aber dennoch zügig um den Kurs zu kommen. Bellersheim sitzt uns ja trotzdem noch im Nacken. Bei der ersten Eau Rouge Durchfahrt nehme ich noch früh Gas weg, bei der zweiten aber viel später und schon muss auch ich mit allen 4 Rädern über die Curbs. Einmal macht wohl nix, aber wenn das 3-4Mmal passiert, ergeht es uns wie Bellersheim. Also etwas ruhiger und ich finde schnell meinen Rhythmus. Jede Runde versuche ich schneller zu werden und eine bessere Spur zu finden. Zwei kleine Rutscher und ein paar Mal etwas weit auf auf die Curbs, sonst läuft alles super. Irgendwann schwenken die Streckenposten gelbe Flaggen vor der Eau Rouge. Team Bellersheim hatte sich rausgedreht. Für sie war das Rennen gelaufen. So konnte ich dann ohne Druck  das Rennen in Ruhe zu Ende fahren.

Kurz vor Schluss sehe ich den Marschall schon mit der Zielflagge in der Hand. Eine Runde habe ich noch. Die gebe ich noch mal richtig Gas. Noch einmal gucken was wirklich geht ohne dabei zu übertreiben. Es wurde unsere beste Zeit vom Wochenende. *jubel*

Im Fahrerlager wurde ich dann schon von einem zufriedenen Hans empfangen.“ Habt ihr jut jemacht!“

Vielen Dank dafür!



 Wir packen noch schnell zusammen um dann bei der Siegerehrung unsere Pokale für den 2.Platz zu holen.
Konkurrent Backes mit seinem überlegenem NSU TT hatte locker mit 4 Runden Vorsprung den ersten Platz nach Hause gefahren.

Bex und ich fahren dann zusammen direkt Richtung Heimat, denn Anne kommt mit zum Hollo. Von da ist es nicht so weit bis zum nächsten Rennen nach Assen.

[ck]