Samstag, 20. August 2011

Indiana Kocher und die Suche nach den unauffindbaren Gegnern

Assen, Belgien FHR-Cup-Rennen / Klassensieg aus Konkurrentenmangel



TT Curcuit Assen: Unser Ziel zum 4. Lauf des FHR Langstreckencups 2011.
Wie fast immer reisen wir schon am Donnerstag an und da ich „Anne“ vom letzten Rennen mit nach Hause genommen habe um nicht über Köln nach Assen fahren zu müssen, habe ich auch nur eine kurze Anreise von knapp 230 km. Natürlich wurde Anne von Wilhelm und mir für dieses Rennen gut vorbereitet. So ging es dann ohne Stress am späten Donnerstagnachmittag los ins Moto GP Land um die Strecke zu erobern die sonst Rossi & Co gehört.

Wie sollte es auch anders sein. Je näher ich meinem Ziel kam, desto mehr Wolken kamen am Himmel zum Vorschein und so erreichte ich bei schönstem Regenwetter Assen. Anmelden im Welcome Center und Jemanden fragen was wo abgeht ging noch nicht. War noch niemand Verantwortliches da. Aber Offen wars trotzdem. In Deutschland undenkbar, obwohl doch jeder weiß, dass Rennfahrer keine langen Finger haben. Ansonsten würden sie sich die alle Nase lang in den Lenkradspeichen brechen, wenn der Wagen in einen Reifenstapel donnert und sich das Lenkrad unkontrollierbar der Kollisionsbewegung anpasst. Da die Belgier bestimmt das "Kein-Helm-Kein-Overall-Keine-Bedienung-Spiel" spielen, gehe ich erst mal rein ins große Fahrerlager um mir einen Überblick zu verschaffen. Hans und Berthold mit Rod und Co kamen kurze Zeit später auch an und so konnten wir unsere Camps, nur getrennt von dem Toilettenhäuschen, nebeneinander aufbauen. Später sollte sich noch herausstellen, dass dies sehr wichtig sein sollte, da einer von Bertholds Truppe ein extrem  lautes Rennfahrzeug mithatte ;-).
Am Freitag hatten wir außer der Technischen Abnahme nichts auf dem Programm und so konnte ich mich mit dem Streckenverlauf befassen, da ich die Strecke ja nur aus Onboard- Videos von Youtube kannte.
Habe mir also zur Vorbereitung ein Chevrolet Langstreckenrennen angesehen und bin Abends noch mit Manni, einem Bramscher Stock Car Kollegen der Nachmittags plötzlich mit WoMo bei uns im Fahrerlager stand, zu Fuß und mit Dosenbier die Strecke abgegangen. Nach ein paar weiteren Bieren mit „Rod Stewart“ (Bocki) und seinen Freunden, ging es dann aber zeitig ins Bett denn Samstag ist ja zweimal Training und auch Rennen.
Samstag früh haben wir dann bei Anne Reifendruck und den Sitz für Hans eingestellt, denn er sollte das erste Training fahren. Ich war für den zweiten Durchlauf gebucht. Lief auch ganz gut bis kurz vor  Trainingsende, da wurde Hans von der Rennleitung in die Boxengasse gewunken. Der Transponder funktionierte nicht! Hans kam zu mir und ich lieh mir schnell Seitenschneider und Kabelbinder vom Team Hillebrand um den Transponder vom Käfighauptbügel an den Kühlergrill zu montieren. Hans wollte noch schnell eine Runde Fahren um ihn zu testen, aber die Zeit war leider schon abgelaufen und Hans musste direkt ins Fahrerlager fahren. Als Hans dann aus dem Auto stieg, war seine Laune nicht so gut, da ich für die Montage des Transponders verantwortlich war. In Zolder hat das an der Position auch funktioniert aber hier offensichtlich nicht. Und so hatten wir dann nur eine Rundenzeit die von Hand gestoppt wurde. Die gute alte Stoppuhr! Wie kalt und gefühllos ist dagegen ein digitaler Transponder? War aber auch nicht so schlimm, denn ich fuhr ja noch das zweite Training und da konnten wir den Transponder ja nochmal testen. Inzwischen waren auch Otto, Wilhelm und Piccasso Schmitz  mit Anna-Lena da.

Dann kam mein Einsatz und ich fuhr zum ersten Mal auf den TT Curcuit. Yeeehaaa! Wie immer die ersten Runden sinnig - aber schon ab der zweiten Runde muss ich Gas geben, wollt ich da eigentlich noch nicht, aber ich kann nicht anders.


So drehe ich zügig meine Runden bis ich bei Start und Ziel die Schwarze Flagge mit dem orangenen Punkt gezeigt bekomme.
Verdammt, was bedeutet die denn nochmal??? Frisches Obst kreuzt??? Valensina sind die Größten??? Dabei hatten wir die beim Streckenpostenlehrgang im Winter extra angesprochen. Ich glaube das vielleicht irgendwas mit dem  Auto nicht stimmt und fahre die nächste Runde rein. Der Wagen hinter mir folgt mir in Richtung der Boxen. Ich halte am Anfang der Boxengasse an und warte ab. Die Marshalls interessieren sich aber nur für den, der hinter mir rein kam. Auch gut. Dann fahre ich eben weiter. Die restliche Trainingszeit geht ohne Probleme zu Ende. Alsdann bereiten wir den Wagen fürs Rennen vor und ruhen uns noch etwas aus. Während Hans sich nochmal hinlegt vertreibe ich mir die Zeit bei unseren Nachbarn. Da startet Schröder , der mit Berthold zusammen in einer anderen Klasse an den Start geht, seinen 944er Porsche um zur Technischen Abnahme zu fahren. Da er zum ersten Mal dabei ist, versuche ich ihn ein bisschen zu verunsichern und sage, obwohl man den Wagen dank Originaler Auspuffanlage kaum hört. „ Boa ey, ist der laaauuut!!!“, „Man ist der laut!!!“, Schröder:“Wie, ist zu laut? Meinste echt?“ Schröders lauter 944er Porsche war geboren J.
Da das Wetter sehr Wechselhaft war hatten wir schon bedenken im Regen fahren zu müssen. Aber wir hatten Glück, es blieb trocken und Hans konnte ohne Probleme ins Rennen gehen. Zum ersten Mal hatten wir auch eine große Boxencrew: Otto nahm die Rundenzeiten, Wilhelm und Manni waren für den Boxenstop mit Fahrerwechsel vorbereitet und warteten  darauf ihre Aufgaben zu erfüllen. Ich dagegen wartete nervös auf meinen Einsatz während Piccasso und Anna Lena mit der Kamera fleißig Aufnahmen von allem machten.


Falls jetzt jemand den Wolfgang vermisst: Der gehört natürlich noch zum Team, kam aber nicht mit nach Assen, da er im Urlaub war. Wenn man zu zweit fährt, dann gilt die 60/40 Regel. Das heißt: jeder Fahrer muss mindestens 1h 12min (40%) fahren und nach 1h und 15min kam Hans dann auch schon rein um zu wechseln. Während Wilhelm das Tanken übernahm hat sich Manni um den Ölstand gekümmert. Ich habe nur schnell die Kassette von der On Board Cam gewechselt und als ich gerade fertig war mit anschnallen usw., konnte ich auch schon los. So schnell ging das noch nie! Voll geil!!!  So ists, wenn man genug Leute vom Fach dabei hat. Die sind bestimmt inne Innung! J
Ich gebe freilitsch erst mal ordentlich Gas. Was ich aber bisher noch nicht erwähnte: Unsere Konkurrenz hatten Hans und ich zu diesem Zeitpunkt schon längst abgehängt. Nicht etwa durch geschickte und riskante Teufelsfahrer-Manöver, nein -  Die waren gar nicht erst angetreten L. So ging ich auf die Suche nach anderen Gegnern, denen ich gewachsen war. Aufgrund der schwachen Teilnehmerzahl von insgesamt nur 36 Fahrzeugen, waren die meisten jedoch mit mehr Motorleistung weit überlegen und so konnte ich in der restlichen Zeit nur zwei Fahrzeuge überholen. Also liebe Konkurrenz: Zeigt euch um zu jagen oder gejagt zu werden!!! Denn so ist es nicht wirklich spannend und -mit verlaub- bei 180 km/h schon ein wenig langweilig. So blieb mir nix anderes übrig als an meinem Fahrstil zu arbeiten und mit ein bis zwei Rutschern und Verbremsern habe ich dann das Rennen und den kleinen Sieg nach Hause  gefahren.


Danach gab es vom überglücklichen Hans ein eiskaltes Bier und die Sache mit dem Transponder war vergessen. Echt lecker son Bier!!! Da der Schlauch von meiner Trinkflasche defekt war, hatte ich fast zwei Stunden nix mehr getrunken. Aber das wurde den Abend dann noch reichlich nachgeholt. Nach der Siegerehrung und einer schönen Mahlzeit, die Hans spendiert hatte, gingen wir wieder zu unseren Nachbarn mit dem lauten Porsche. Da gab es dann reichlich Methyl und lustiges Zeug zu erzählen. Wobei Schröder meinte, dass ich im Rennen irgendwie langsam aussah. Da musste ich ihm klar machen, dass er mit seinem 211PS 3L Porsche die gleichen Zeiten wie ich fährt und das dann wohl auch nicht schneller aussieht. Aber laaauuut issa der Porsche!!! J Wobei es mit der Zeit wohl auch nur an der Übung lag, denn im Rennen fuhr Schröder nochmal fast 10 sec schneller. Geht doch. So blödelten wir uns durch die Nacht und als wir uns dann so kurz vor 4 Uhr morgens mal hinlegen wollten, fiel dem Wilhelm noch ein seine Luftmatratze aufblasen zu müssen. Da nahm er noch die Restluft von Bockis Kompressor und plötzlich ganz unverhofft sprang der Kompressor noch mal an. Sachen gibt’s, naja, wenn er schon mal läuft… und auch schon alle wach sind, dann kann man das auch zu Ende bringen. Schröder Freundin - aus dem Schlaf gerissen - fragte laut „….muss das jetzt sein?!“ Wilhelm: „…WAAAAASSSS?!
Am nächsten Morgen haben es uns dann die meisten verziehen und  nachdem wir alles eingepackt und verladen hatten, haben wir uns deren Rennen soweit es uns möglich war noch angesehen. Denn durch einen starken Regen der uns überraschte, als wir gerade noch Holländische Spezialitäten von ner Frittenbude genossen haben, wurde eine Stunde Zwangspause eingelegt. Wobei wir noch Glück hatten und uns halbwegs unterstellen konnten. Auf der Strecke waren gerade die offenen Monoposto-Rennwagen unterwegs.  


.  Das muss in den Kurven schon geschwappt haben so wie das geschüttet hat. Nach der Trocknungsphase ging dann das Youngtimer-Rennen von Bocki los. Das hat schon beim angucken richtig Spaß gemacht. Der sonst so vorsichtige Bocki scheuchte seinen 2002 richtig um den Kurs und machte eine Position nach der anderen gut. Am Ende Platz 2 in seiner Klasse! Bestens! 
So ging dann wieder ein erlebnisreiches Wochenende zu Ende, das trotz Konkurrenzlosigkeit viel Spaß gemacht hat.
Und dafür machen wir das ja auch!!!

Nun bleibt mir nur noch abschließend zu sagen:„…… man ist der laaaauuut!!!!“
[ck]




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